René

Am Morgen weckte uns die Sonne um ca. 8:30 im Hotel Europe in Cervinia mit Blick aufs Matterhorn. Mir schmerzte die Brust, die Finger und andere Muskeln von der gestrigen ungewöhnlichen, kurzen, intensiven Anstrengung. Unglaublich was der menschliche Körper leisten kann, wenn er mit Adrenalin aufgepumpt wird und unbedingt sein Ziel erreichen muss. Nur so ist es möglich ein 50 kg Bike eine steile, rutschige Schneewand mit einer Hand hochzutragen. Es geht, aber es entstehen Spannungen und kleine Muskelrisse, die man danach eben spürt. Der Kopf fühlte sich an wie nach einem Sonnenbrand. Dabei war es der Wind, die Kälte, die tausenden "Nadelstiche" der Eistropfen die er gestern ertragen musste. 

 

Wir aßen ein gutes Frühstück. Ich viel Fleisch und Käse, Jan zuerst viel Kuchen und Gebäck. Das Gebäck zum Frühstück ist hier in Italien bekannt und bei uns nicht, das findet Jan toll.

 

Das Wetter war durchzogen mit blauem Himmel und Wolken. Wir fuhren los und besuchten das Dorf Valtournache. Von hier aus kann man mit der Bahn zurück Richtung Testa und Zermatt fahren. Es ist ein kleines, niedliches Dorf. Dann gings weiter auf die Alp Cheneil. Eine sehr schöne, einfache Fahrt und eine wunderbare Alp. Von hier gings weiter einen Höhenweg nach Chamois. Auch der war wunderschön und einfach. Chamois ist ein schmuckes Dorf. Es hat diverse Hotels und Pisten und eine wunderbare Landschaft. Zuerst wollten wir in Chamois übernachten, da wir aber schon um 12.00 da waren legten wir uns in die Sonne, aßen ein Sandwich die Diana vorgestern am Samstag gemacht hat und genossen das Leben. Es ist wunderschön hier. Dann entschlossen wir uns weiterzufahren. Es ging weiter nach Magdeleine, auch dies ein schönes, gepflegtes Dorf mit wunderbarer Landschaft.

 

Alles sehr gepflegt, überall viele, schöne Blumen, es gefiel uns immer besser. Gestern um diese Zeit hatten wir gefrorene Finger und Füße, waren total durchnässt und heute waren wir im Paradies angekommen. Dann gings weiter nach Pitorer und dann lange hinunter nach St. Vincenc, und nach Châtillon. Auf dem Weg zu Pitorer gings noch einmal ca. 30 Min. hinauf. Bis hierher waren es ca. 50 einfache, sehr schöne Kilometer auf einfachen Fahrwegen und trotzdem hatten wir plötzlich nur noch 24 % Batterie. Bis hierher fuhren wir auf der Stufe Turbo. Da wir nicht wussten wie lange es noch hoch geht schalteten wir um auf Tour und mussten dann halt ne Weile kräftiger treten. In Châtillon hatten wir dann nur noch ca. 10% Batterie. Auf einem öffentlichen Platz steckten wir die Velos an die Steckdose und gingen Châtillon anschauen und ein Eis essen. 

 

Dann fuhren wir weiter nach Chambave, dies war auch ein Grund der Reise. Zermatt ging Jahrhunderte lang im Herbst nach Chambave. Die Zermatter exportierten ihre Schaffe und andere Sachen und nahmen von Chambave hauptsächlich guten Wein zurück nach Zermatt. Dazumal muss der Drang nach Wein enorm gewesen sein. (:- Diesen Wein wollten wir probieren und gingen hier in eine “Kantine” Weinkellerei. Chambave ist eines der besten Weinanbaugebiete Italiens und besonders bekannt ist der Moscato. Der Mann in der Kellerei war sehr höflich und spannend. Er wusste über den jahrhundertelangen Handel zwischen Chambave und Zermatt und wird darüber Informationen sammeln und uns zusenden. Sein Wein kann man sogar in Visp kaufen und er hat auch Champagner aus reinem Pinot Noir mit dem Namen 4478. Wir probierten beides und es waren Spitzenprodukte. 

 

Nach dem Degustieren und 65 km Fahrrad fahren waren wir müde und gingen in ein kleines Bed and Breakfast. Es hat zwei Zimmer und das Ehepaar (Vermieter) wohnt gerade unter uns. Sie sind sehr nett, sie gehen morgen um 8:00 frisches Brot kaufen und um 8:10 gibt es dann Frühstück. Wir dürfen die Bikes in ihrer Garage aufladen. Zum Abendessen fuhr uns der Ehemann in ein gutes Restaurant ca. 2km entfernt. Da aßen wir sehr gut und sehr viel. Eine gemischte Vorspeiseplatte, einen gemischten Salat, eine offerierte kalte Platte vom Haus, Ossobuco mit Polenta, ein Käsefondue mit Polenta. Zum Dessert ein Tiramisu und verschiedene Käse mit Nüssen und Konfitüre. Dann holte uns der Mann wieder ab. Er erklärte uns wie wir morgen nach Aosta kommen, ohne auf der Hauptstraße fahren zu müssen. Er erzählte auch über sein Leben und das er als Marmorabbauer in einer Mine arbeitete. Marmor habe es noch genug, aber es habe keine Arbeiter mehr die diese Arbeit ausführen wollen, weil die Arbeit so hart sei und die heutige Generation zu weich für diese harte Arbeit geworden sei. Er war gut drauf und machte immer wieder Witze, so wie wir auch. Er war 78, sah aus wie 68 und fuhr Auto wie 25.

 

Jetz liegen wir müde im Bett, ich schreibe meinen Bericht, weil ich es nicht auf morgen verschieben will. Jan hängt am Handy und will seinen Bericht später schreiben. Er hat ein gutes Gedächtnis und kann das schon machen. Güetnacht.


Cervinia 2050m - Valtournache 1330m


Valtournache 1330m - Alp Cheneil 2105m


Cheneil 2105m - Chamois 1818m


Chamois 1818m


Chamois 1818 - Magdeleine 1645m


Magdeleine 1645m - Saint Vincens 550m - Châtillon 549m


Châtillon 549m


Chambave 480m


Jan

Guten Morgen. Wir haben sehr gut geschlafen. Wir merkten nicht gross das wir auf der anderen Seite vom Matterhorn waren. Es war gar nicht so schlimm mal auf der andere Seite zu schlafen. Die Betten waren sehr kuschelig und gemütlich. Darum blieben wir noch ein wenig drin. Dabei dachte ich an folgendes. Wir sind ja gestern in den Regen gekommen und waren danach patsch nass. Somit mussten wir ja nachher die Kleider aufhängen zum Trocknen. Darum sieht unser Zimmer jetzt aus wie in einem Tumbler. Überall hängen Kleider. 

 

Dann schauten wir, was es alles zum Frühstück gibt. Was mir als erstes in die Augen sprang war der Kuchen. Das weiss ich noch von der Monte Rosa Tour. So wie es aussieht ist hier Kuchen zum Morgenessen sehr beliebt. Hier gab es 5 Kuchensorten und ich konnte nicht widerstehen und probierte sie. Nur mit Kuchen erhält man aber nicht genug Energie, darum nahm ich danach auch Fleisch. 

 

Nach dem Morgenessen packten wir die Sachen. Auch unsere Schuhe sind über Nacht gut getrocknet. Wir haben sie im Skiraum auf die Skischuhheizung gelegt und eingeschlossen. Sie waren zwar immer noch ein wenig nass, aber das geht schon. Als dann alles bereit war, gaben wir an der Reception den Schlüssel ab. Die wo an der Rezeption gearbeitet hat, war freundlich und lustig. Das Beste war, dass sie uns gefragt hat, wie es hier auf der anderen Seite vom Matterhorn uns gefallen hat. Papa meinte, für eine Nacht geht das schon, aber eine ganze Woche hier Ferien machen, wäre schon nicht einfach. Sie lachte.

Sie wusste und realisierte erst jetzt, dass das Matterhorn verschiedene Seiten hat, die verschieden schön aussehen.

 

So jetzt geht der 2. Tag los. Wo wir heute übernachten werden, wissen wir nicht. Vielleicht Chamois. Dann mal los Richtung Valtournache. Ganz kurz auf der Hauptstrasse dann nur noch auf dem Bikeweg. Auf einmal ging es über den Golfplatz, weil sie am Weg flicken waren. Weiter unten war dann definitiv Schluss. Es stand ein Bagger im Weg wegen den Hochwasserschäden. Somit ging es auf die Hauptstrasse, die wir eigentlich vermeiden wollten. Papa hat mich dann vorabgeschickt und fuhr hinterher. Ich vergass bei den Ausweichstellen die Autos vorbeizulassen, das hat Papa nicht so gut gefallen und er hat es mir dann auch deutlich gesagt. 

 

Dann fuhren wir zur Talstation von Valtournache. Von hier kann man zurück nach Zermatt. Vor dem Parkplatz hängen zwei schöne, lustige Kabinen. Davon haben wir ein Foto gemacht. Hier fragten wir einer von der Bahn, wo denn die Kirche sei. Er sagte wir müssen weiter runter fahren. Wenn wir schon fragten, haben wir ihn gefragt wo es nach Cheneil geht. Das hat er uns auch gut erklärt. Somit ging es zur Kirche. Hier haben sie auch sehr alte Walser Häuser. Hier ist es alles wie ein Puzzle zusammengebaut und somit ist uns der Eingang zum Dorfplatz zu finden schwergefallen, aber wir haben in gefunden. Man musste durch eine schmale Gasse vor dem Kircheneingang vorbeifahren. Mir ist aufgefallen das man am Gemeindehaus viele Grabtafeln oder Denkmäler aufgestellt hat. Das war speziell. 

 

Dann fuhren wir weiter Richtung Cheneil. Dann sahen wir ein paar Gebäude, die eine Alp bildeten. Wir meinten wir haben es geschafft, aber wo ist dann der Dorfschild? Das hat uns ein wenig verwirrt.  Somit ist Papa in ein Restaurant fragen gegangen. Sie hat gesagt noch ca. 7 Minuten mit dem Velo. Dann kam ein Parkplatz mit einer kleinen Standseilbahn. Wir haben nochmals zwei Frauen gefragt und die haben bestätigt, dass obendrauf Cheneil sei. Man kann also von hier mit der Standseilbahn hoch auf die Alp. Wir nahmen die Strasse. Oben waren wir glücklich das wir Cheneil gefunden haben. Es ist ein kleines Bergdorf-Alp in einem Seitental. Hier sieht man sehr gut zurück nach Cervina. Ich machte dann Foto mit dem Wallismatti und dem Matterhorn. 

Nach der Besichtigung der Alp und ein paar Fotos mit Wallismatti sind wir dann weitergefahren. Das nächste Dorf hiess Chamois. Von hier kann man auch über den Col de Nana nach Saint Jacques. Saint Jacques liegt im Nebental und das haben wir letzten Herbs besucht. Über den Col de Nana geht eine alte Militärstrasse. 

 

Von Cheneil nach Chamois ist es ganz einfach zu fahren. Hier gibt es einen Höhenveloweg und dazu ist er noch beschildert. Kaum losgefahren kam uns eine Welle Schulkinder entgegen. Wir haben gewartet und sie vorbeigelassen. Nach einer Weile merkte ich, dass sie hier den Veloweg gut und schlau gebaut haben. Die Wanderer können die Abkürzungen nehmen und die Velofahre die Umwege. So ist man sich meistens gegenseitig nicht unter den Füssen. 

Als der Wald aufhörte, kam eine grosse Lichtungen mit einer Seilbahn. Hier ist also ein Skigebiet mit etlichen Anlagen. Einfach der Nachteil ist hier, dass die Bahnen nicht auf dem neusten Stand sind.

 

Dann kamen wir an einem grossen, schönen See vorbei. Wallismatti durfte aus dem Rucksack und ihn bewundern. Hier war eine schöne Gegend und es hatte recht viele Wanderer und Touristen. Später auf dem Weg kam das Dorf Chamois zum Vorschein. Als wir studierten was wir hier machen wollen, läuteten gerade die Kirchenglocken. Die Kirchenglocken läuteten  das Mittagessen ein und der Magen hat das mitbekommen. Somit haben wir Mittag gegessen und gleichzeitig nachgedacht. 

 

Wir waren gut in der Zeit und so fuhren wir weiter nach Chambave.

Um den Weg zu finden sind wir aufs Tourismusbüro fragen gegangen. Der hat uns das gut erklärt. Hier in Italien sind die Wege mit Nummer angeschrieben und zwischendurch steht mal ein Ort darauf. Somit muss man ein gutes Gedächtnis für Zahlen haben, sonst ist man verloren. Als wir uns alles gut eingeprägt haben, ging es los. Wir kamen gerade mal bis an den Waldrand und dort hat uns ein spezielles Gebäude die Handys gezuckt. Es war ein Gebäude, das am Waldrand lag und verlassen aussah. Es wurde wie es ausschaut, lange nicht mehr gepflegt. Somit hat die Natur das Haus in seinen Bann genommen und wieder zurückerobert. Auf dem Dach wachsen schon kleine Bäume und es war schon sehr gut zugewachsen. 

 

Das Dorf la Magdeleine kam uns ein wenig einsam und lehr vor. Hier war weniger los als in Chamois. Es gab viele Blumen, die Gebäude werden gepflegt und es sieht sehr einladend aus. Wir haben dann eine Tafel gefunden wo erklärt, dass Magdeleine nicht nur ein Ort ist, sondern aus mehreren Weilern besteht. Als wir die Tafel ein wenig studiert haben, ging es weiter Richtung Chambave.

 

In einem Ort haben wir uns leicht verfahren, denn wir fuhren durch hohes Gras, das mir bis zu den Schultern ging. Danach mussten wir laut Handy noch einmal hoch auf eine Alp fahren. Unsere Akkus waren knapp und so mussten wir halt ein wenig mehr pedalen. Auf der langen Strecke runter gab es zwischendurch kleine, schöne Siedlungen. Nach einer halbe Stunde runterfahren waren wir noch nicht in Châtillon. Mir haben allmählich die Hände weh getan. Dazu hat an diesem Hang die Sonne richtig heiss geschienen.

 

In Châtillon brauchten wir noch etwas Akku, um die letzten Kilometer nach Chambave zu kommen. Somit brauchten wir eine Steckdose. Diese zu finden war nicht gerade leicht. Nach paarmal fragen und suchen haben wir dann eine Ladestation gefunden. Nicht nur die Batterien waren fast leer, auch wir ein wenig und so gingen wir ein Eis essen und was trinken. 

 

Papa wollt nach Chambave gehen, weil sie früher von Zermatt Schafe nach Chambave verkauft haben und dafür guten Wein zurückgenommen haben. Das war früher der einfachere Weg als nach Sitten. Als der Zug nach Zermatt gebaut wurde ging dieser Handel dann verloren, weil er zu viel Aufwand gab und sich nicht mehr gelohnt hat. 

 

Dann gingen wir in eine Kellerei. Dort hat Papa viele Fragen gestellt und man hat ihm viele Sachen erzählt. Ich kam hinten bis vorne nicht nach und ausser das Wort Foto habe ich nichts verstanden. Somit habe ich Fotos gemacht und Papa geredet. 

 

Dann gingen wir in ein Bed and Breakfast zu einem sehr netten Ehepaar. 

Sie haben uns sogar in einem guten Restaurant angemeldet und uns mit dem Auto dort hingebracht und wieder abgeholt. Das Essen war super. Dann gingen wir endlich ist Bett. Es hat nicht lange gedauert und dann habe ich steinhart geschlafen. Wenn Papa schlafen gegangen ist, weiss ich nicht. Er schrieb noch seinen Bericht. Gute Nacht